Haus Schwarzenberg

©Laura Fusato

Joke Lanz: vocals, electronics | Christian Weber: bass | Alexandre Babel: drums

„Es gibt in dieser momentanen Welt keine andere Wahl, als Dinge vehement, gezielt und in einer radikalen Art und Weise anzusprechen.“
– Joke Lanz, in JAZZ’N’MORE 2018

Alles, was uns die Luft zum Atmen nimmt umgewandelt in eine unbändige und intuitive Energie kämpfersicher Shouts; eine sensible Beobachtungsgabe vom Wahnsinn unserer Zeit musikalisch
perfekt in Szene gesetzt: SUDDEN INFANT ist messerscharfer Industrial-Dada-Noise-Punk, dessen Hardcore-Minimalismus die Abgründe der Gesellschaft zerlegt. Dass sich das Trio nicht in die eine Kategorie packen, nicht in die eine Schublade stecken lässt, zeugt von einem unvorhersehbaren musikalischen Ausdruck, der die Radikalität, Provokation und den Protest des musikalischen Underground endlich wieder laut werden lässt! Den es braucht in einer übersättigten Gesellschaft aus Angepassten, Staatsgewalt und Kapitalismus!

Im Versuch, die Vielfalt des Trios greifbar zu machen, schwören die einen auf Einflüsse von The Birthday Party, Psychic TV und Butthole Surfers, die anderen auf den Minimalismus von Happy Flowers und Virgin Prunes, während die drei Musiker ebenso in Gesellschaft von Sleaford Mods zu Hause sind, mit denen sie u.a. gemeinsam auf Tour waren. Doch SUDDEN INFANT ist eine beispiellose Kraft der Kontraste eigen, die zwischen Protest und Poesie, Radikalität und
Sensibilität, Präzision und Intuition weder das Feingefühl für menschliche Seelenzustände, Ängste und Freuden verliert, noch den Humor! Genau der ist nämlich „die Gegenstimme zur Tragik des Lebens“ (Joke Lanz, in African Paper), die sich genauso in der Musik ausspricht und das meisterhafte stilistische Gegenspiel auf den Punkt bringt: Die Vocals sind eine düstere Poesie der Direktheit – inspiriert von einer kindlichen Energie und Spontaneität –, die, verfeinert mit Samples aus Jokes Klang-Archiv, exakt in die umhauende Wucht von Bass und Drums eingebettet ist. So treffen Protest und Radikalität auf eine Poesie des Sounds, dessen Präzision im Dialog von Vocals, Bass und Drums liegt. Dieser Dialog spricht die momentane Welt genauso vehement wie nötig an und antwortet dem Irrsinn der Zeit mit der Intuition der Kunst und einer gewaltigen Rhythmik, die unerbittlich durch Mark und Bein schießt, ohne der richtigen Dosis Humor den Raum zu nehmen.

Vielleicht ist es die unglaublich bewegende und in Musik übersetzte kindliche Energie, die dazu führt, dass SUDDEN INFANT so nachhaltig in unseren Köpfen brennt. Mit Entschlossenheit und Neugierde erinnern uns Kinder immer wieder daran, die Welt neu zu entdecken und erwachsene Rationalität zu vergessen. SUDDEN INFANT zeigt dieser Rationalität den Mittelfinger und erinnert uns daran, die Intuition neu zu entdecken und unsere Gegenstimmen
laut werden zu lassen – so vehement, gezielt und radikal, wie unsere Kreativität spricht!

Wir werden laut! Beim Hoffest im Haus Schwarzenberg 2023! Pandemie, Kriege, Energiekrise, Gentrifizierung, Mietenwahn, Verdrängung, … Nicht nur war es pandemiebedingt drei Jahre still
in unseren Höfen, sondern der nachhaltige Bestand unseres Hauses ist im Hinblick auf den Ausverkauf der Stadt keine Selbstverständlichkeit. Für den Erhalt künstlerischer und
kreativer Freiräume, für den Berliner Underground und solidarisch mit allen verdrängten Alternativ- und Kulturstätten lassen wir mit Performances, Kunst und Live-Musik die Kreativität im Haus sprechen – kaum passender könnte der Main-Act mit SUDDEN INFANT sein, der inmitten des kreativen Schaffens vor Ort unsere Bühne beehrt!
Denn SUDDEN INFANT ist der wütende Schrei der Subkultur, der dem menschlichen Irrsinn die humorvolle Gegenstimme von Industrial-Dada-Noise-Punk entgegenhält – schlichtweg ein
wahnsinniges Vergnügen!

Weitere Infos:
http://www.suddeninfant.com/
https://suddeninfant.bandcamp.com/
http://www.christianweber.org/
https://alexandrebabel.com/

Quellen:
http://www.suddeninfant.com/ (23.02.23)
http://africanpaper.com/2014/10/25/what-do-you-know-about-a-good-father-interview-mit-joke-lanz-von-sudden-
infant/ (22.02.23)
Pirmin Bossart: „Die körperliche Heftigkeit von Joke Lanz“, https://norient.com/stories/joke-lanz (23.02.23)
Pirmin Bossart: „Sudden Infant – Die Botschaften haben sich verschärft“, in: JAZZ’N’MORE, Nr. 5/2018
| Text: Vera Fischer