Kooperation mit dem Weinmeisterhaus seit 2010
Um sich noch stärker innerhalb des Kiezes zu vernetzen und um auch ganz jungen Menschen die gestalteten Fassaden, die großzügigen Räume und die vielfältigen Ausstellungen nahe zu bringen, arbeitet Schwarzenberg e.V. seit 2010 mit dem Weinmeisterhaus zusammen. Hier findet – nur einen Katzensprung entfernt – kulturelle Bildung durch kreative Arbeit statt. Träger der Einrichtung sind seit Neustem die WETEK Berlin GmbH und die Pfefferwerk Stadtkultur GmbH. Das Angebot reicht von Bildender Kunst über Theater, Musik und Tanz bis hin zur Fotografie – mit eigener Dunkelkammer. Es richtet sich an Menschen zwischen 7 und 25 Jahren und verschafft ihnen die Möglichkeit, Neues zu lernen, konkrete Vorstellungen zu verwirklichen und eigene schöpferische Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten. Geführte Besuche im Haus Schwarzenberg und Projekte rund um die Ausstellungen und Künstler der neurotitan Galerie bereichern das umfangreiche Programm des Weinmeisterhauses nun zusätzlich.
http://www.weinmeisterhaus.de/
Baudenkmal Haus Schwarzenberg
Flächendenkmal Spandauer Vorstadt
Haus Schwarzenberg ist wichtiger Teil eines bauhistorisch und stadtgeschichtlich bedeutsamen Bauensembles innerhalb des Flächendenkmals Spandauer Vorstadt. Hinter dem Vorderhaus führt ein schmaler Grundstücksstreifen – der heutige 1. Hof – an den Seitengebäuden vorbei zur hinteren Erweiterung der Parzelle nach Westen. Der für das Denkmal charakteristische ungewöhnliche Parzellenzuschnitt ist bereits auf Stadtplänen von J. D. Schleuen aus dem 18. Jahrhundert zu erkennen. Die erhaltene Bausubstanz überliefert die interessante Bau- und Nutzungsgeschichte seit der Errichtung der ersten Gebäude im 18. Jahrhundert. Typisch für die Spandauer Vorstadt war außerdem die Mischnutzung aus Wohnbauten im vorderen und Gewerbegebäuden im hinteren Bereich des Hauses. Sie wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein praktiziert. Zu DDR-Zeiten überwog dagegen trotz der vielen vorhandenen Wohnungen die gewerbliche Nutzung. Der Bauzustand verschlechterte sich zunehmend und die gesamte Gegend mit ihren engen Gassen und maroden Häusern galt als unattraktives Wohnquartier.
Baugeschichte aus vier Jahrhunderten
1769 wird das Haus erstmalig erwähnt. Der Fabrikant Johann Gottfried Paul errichtet damals ein Gebäude auf dem Grundstück des heutigen Haus Schwarzenberg. Der Seifensieder Schöneberg ist im Adressbuch von 1802 als Besitzer des Hauses vermerkt. Er baut um 1830 eine Messerschmiede und Arbeiterwohnungen. Das viergeschossige Mietshaus in spätklassizistischem Stil sowie die vorderen Seitenflügel gehen auf die Zeit um 1860 zurück. Die fünfgeschossigen Gewerbegebäude im hinteren Bereich, heute Sitz der neurotitan Galerie, der Anne Frank Ausstellung, sowie mehrerer Ateliers, Shops und Büroräume, kamen um 1900 dazu. Während die Erben des rechtmäßigen jüdischen Besitzers 1946 ihr Eigentum zurückforderten, unternahm auch Prinz Schaumburg-Lippe Anstrengungen, das Haus in seinen Besitz zu überführen. 1964 wurde Wachsners Nachkommen das Eigentum zuerkannt. Es blieb jedoch in den Händen der kommunalen Wohnungsverwaltung der DDR. Während der nächsten 50 Jahre passierte im hinteren Bereich des Hauses gar nichts. Vorderhaus und vorderer Seitenflügel wurden in den 70er und 80er Jahren teilweise saniert um die Büro- Nutzung für den Verband der Film- und Fernsehschaffenden zu ermöglichen. Die übrigen Räume dienten als Lager oder standen leer – und waren so dem langsamen Verfall anheim gegeben.
Zur Nachwendezeit gewann das Quartier seine Anziehungskraft schlagartig zurück. Häuser wurden besetzt, überall eröffneten illegale Clubs und Kneipen. Kunst- und Kulturschaffende sowie Gewerbetreibende erschlossen sich Mitte als Ort, an dem alles möglich war. Das einst das Stadtbild dominierende Grau der Fassaden wurde vielerorts zur Hintergrundfarbe von Wandmalereien und Graffitis degradiert. Berlin Mitte hatte ein komplett neues Gesicht. In der Rosenthaler Straße 39 übernahm der Schwarzenberg e.V. in Eigeninitiative die Beseitigung der gravierendsten Schäden am Gebäude und setzt sich seitdem beharrlich dafür ein, dessen unverwechselbares Erscheinungsbild zu erhalten.